{Inoffizielle Laienübersetzung. Korrekturen bitte an die Moderation melden; danke.}

Interview mit Bischof Tissier de Mallerais

Von Stephen Heiner, USA

21. April 2006

{ Dies ist der gesamte Text meines Interviews, das ich für die "The Remnant"-Ausgabe vom 30. April 2006 einreichte. (..) Mein besonderer Dank geht an die Bruderschafts-Priester and -Brüder in Amerika und Europa, die durch ihre freundliche Kooperation beitrugen, daß das Interview möglich wurde; sowie an Michael Matt, der erlaubte, daß diese Internet-Publikation mit der Veröffentlichung der Druckausgabe zusammenfallen kann. Im Auftrag des "The Remnant".

Ich habe Bischof Bernard Tissier de Mallerais nur bei einer früheren Gelegenheit getroffen: im Jahre 1997 bei der Ordination von P. Frank Kurtz. Da der Bischof bekannt ist für sein Wissen über das Kanonische Recht, stellte ich ihm ein paar Fragen bezüglich der Idee der "innerlich schlechten" Natur der Neuen Messe. Freundlicherweise gewährte er mir seine Zeit und erklärte in kurzen Reihenfolge seine Gedanken zum Thema. Seine Höflichkeit und Liebenswürdigkeit waren umwerfend, inbesondere, weil ich kurz zuvor zusah, wie er die Messe feierte auf eine der präzisesten und heiligmäßigsten Weisen, die ich je sah. S.Heiner }

Frage: Eure Exzellenz, "Zenit" veröffentlichte am 7. April 2006 einen Text, der einige Aussagen des französischen Episkopates am Ende ihrer Plenarversammlung anspricht:

"Die Wahrheit verpflichtet uns, klar über die Punkte zu sprechen, in denen wir uneins sind. Diese Punkte umfassen die Akzeptanz des Magesteriums stärker als Fragen der Liturgie, im besonderen, der des Vatikanum II und der Päpste der letzten Jahrzehnte. Die Kommunion {im Sinne von Einheit} kann durch Fragen begleitet werden, durch Aufforderung zur Präsizierung oder durch weitergehende Reflektionen. Sie kann keine systematische Zurückweisung des Konzils tolerieren, Kritik an seiner Lehre, oder Verunglimpfung der liturgischen Reform, die vom Konzil verordnet wurde."

Weiterhin veröffentlichte Angelqueen.org kürzlich ein "Exklusivinterview" mit Bischof Rifan von der Diözese Campos. Im Text des Interviews erklärt der Bischof (durch einen Untergebenen) daß die tatsächliche sogenannte "praktische, effektive" Kommunion im römischen Ritus demonstriert wird durch die Konzelebration im Novus Ordo, dabei CIC 751 zitierend.

Wie antworten Sie als Bischof des römischen Ritus, der die gültige Wahl von Benedikt XVI. akzeptiert, auf diese Kommentare die "Kommunion" betreffend?

Seine Exzellenz Bischof Tissier des Mallerais: Erstens bin ich mit diesem Text nicht vertraut. Ich kenne ihn nicht. Er ist nicht interessant für mich, ich folge solchen Nachrichten nicht. Das ist hier nicht das Problem. Das Problem ist nicht "Kommunion". Das ist die dumme Idee dieser Bischöfe seit Vatikanum II. Es gibt kein Problem der Kommunion, es gibt ein Problem der Glaubensbekenntnisses. "Kommunion" bedeutet nichts, es ist eine Erfindung des Vatikanum II. Das Essentielle ist, daß diese Leute (die Bischöfe) nicht den katholischen Glauben haben. "Kommunion" bedeutet nichts für mich - es ist ein Slogan der neuen Kirche. Die Definition der neuen Kirche ist "Kommunion", aber es war nie die Definition der katholischen Kirche. Ich kann Ihnen nur die Definition der Kirche geben, wie sie traditionell verstanden wurde.

Frage: Und wie lautet diese Definition, Eure Exzellenz?

S.E.: Die Kirche ist die sichtbare Gemeinschaft derer, die getauft sind, den katholischen Glauben bekennen und sich dem römischen Pontifex unterordnen. Diese drei Elemente sind essentiell und notwendig: das ist folglich alles, was mir wichtig ist - "Kommunion" bedeutet nichts für mich.

Wenn ich Ihnen etwas wichtiges zu sagen hätte, dann dies, daß diese Leute den Glauben verloren haben - besonders den Glauben an das Mysterium und Dogma der Erlösung. Weil, wie Sie wissen, das Vatikanum II nichts über die Erlösung sagte. Die liturgische Reform, ja, die verfälscht komplett das Mysterium der Erlösung.

Frage: Nun, dieses Konzil war natürlich etwas, an dem der hl. Vater sehr eng als Theologe mitarbeitete.

Sie wurden mit ihm bekannt, als er 1988 Kardinal Ratzinger war, und es ist mir bekannt, daß Sie mit ihm eng zusammenarbeiteten bezüglich der "Verhandlungen" {zwischen Rom und FSSPX} zu dieser Zeit.

Sie hatten die Gelegenheit, ihn über ein Jahr lang aufmerksam zu verfolgen (erst vor wenigen Tagen war der Jahrestag der Wahl) - hat sich etwas geändert in seinen Worten, Taten oder seinem Ton, seit er der hl. Vater wurde?

S.E.: Ich kannte ihn als Unterhändler, der uns versöhnen wollte, in die Konzilskirche wiedereinführen wollte. Er war daher für mich ein intelligenter Man, der an dem Projekt der "Wiedereinführung" interessiert war. Wir mieden seine Initiativen. Aber jetzt denke ich, daß er der Papst ist, jetzt, ja, da ist er Papst und hat die besonderen Gnaden, aber er nutzt diese Gnaden nicht, weil er nichts für die Kirche tut. Es ist nun ein Jahr vergangen, und er hat nichts getan!

Frage: Es wird gesagt, daß er gewisse Schuldgefühle verspürt wegen 1988, weil nach außen hin schien er für die Bruderschaft "zu kämpfen". Finden Sie, daß das zutrifft?

S.E.: Er war ehrlich überzeugt, daß wir außerhalb der Kirche stünden und er die Pflicht hätte, uns in die Kirche wiedereinzuführen. Das ist natürlich lächerlich, denn wir sind nicht außerhalb der Kirche. Wir waren es nie. Das war sein großer Wunsch (der Wiedereinführung). Das war einige Monate vor meiner Konsekrierung zum Bischof. Aber jetzt ist er der Papst! Er sollte etwas für die Kirche tun! Aber er tut nichts!

Frage: Sie haben also nichts Konkretes gesehen, das er getan hätte, Eure Exzellenz?

S.E: Nein, nichts.

Frage: Bei einem kürzlichen Konsistorium erhöhte er den Wahleinfluß Europas auf Kosten der anderen Teile der Kirche. Es wird gesagt, daß er möchte, daß Europa wieder die Führung der Kirche übernimmt. Aber Europa ist infiziert mit dem Aufstieg des Islam. Wir sind sehr isoliert in den USA, was das Beobachten des militanten Islam betrifft, weil dieser hier eine kleine Minderheit darstellt.

Im Hinblick auf die kürzlichen Aufstände {in Frankreich} und eines Februar-Auszuges in DICI bezüglich des Aufstieges des Islam in Europa: wie beurteilen Sie den Zustand der Kirche in Europa? Ist der Islam bereit, die Führung zu übernehmen, wie man so sagt?

S.E.: Das ist keine Frage Benedikt XVI. betreffend, das ist eine Frage der Regierungen in Europa, die den Islam unkontrolliert wachsen lassen. Zum Beispiel lädt die französische Regierung die Moslems direkt ein, nach Frankreich zu kommen. Die Regierung möchte deren Religion kontrollieren, also macht sie Regulierungen und Gesetze, um das zu tun. Die Bischöfe sehen die Gefahr nicht - nun, sie sind in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite sehen sie die Gefahr und wollen den Moslems nicht die Kirchen geben, um als Moscheen verwendet zu werden. Auf der anderen Seite sagen sie, daß Christen und Moslems sich versöhnen müssen - daß es keine Unterschiede gibt zwischen der Religion der Christen und der der Moslems, und daß der Islam eine sehr "tolerante" Religion ist. Nun, die Bischöfe widersprechen sich selber völlig.

Frage: Würden Sie sagen, daß dies die Haltung der Bischöfe in Deutschland, Frankreich, Schweiz ist, daß es da keine Unterschiede gibt?

S.E.: Ja, absolut ohne Unterschied. Sie widersprechen sich selber völlig. Sie sehen die Gefahr - weil sie verpflichtet werden (unter französischem Gesetz, die öffentlichen Gebäude betreffend), die leeren Kirchen den Moslems zu geben. Aber gleichzeitig sagen sie, daß der Islam sehr gut ist, und tolerant.

Frage: Nun, dann sieht sich Benedikts "Europäisches Projekt" vielen Hindernisse gegenüber.

Sie sagten, daß Sie ihn als Unterhändler kennenlernten. Bischof Fellay sagte kürzlich, daß Benedikt sehr eng mit dem Konzil verbunden ist. Welches sind die hauptsächlichen Ideen, die dieser hl. Vater hochhält und die im Konflikt mit der Tradition stehen?

S.E.: Kollegialität, zum Beispiel. Er möchte die Kirche mit den Bischöfen und mit den Kardinälen regieren. So wird er unfähig, die Kirche zu regieren. Das ist offensichtlich, weil er seit einem Jahr Papst ist und nichts getan hat!

{Seine Exzellenz hatte das schon zweimal erwähnt, nun sah ich, daß er frustierter war. Er fuhr fort... S.Heiner}

Kollegialität paralysiert ihn. Voila - ja, Kollegialität paralysiert den Papst.

Frage: Und ist er willens, paralyisiert zu sein?

S.E.: Ja, er glaubt an die Kollegialität.

Frage: Kommen wir zum Ökumenismus. Es wird gesagt, daß er nicht glücklich über Assisi war...

S.E.: Ökumenismus ist ein anderes Thema; ja, es wurde gesagt, daß er Assisi verachtet, aber wir sind uns da nicht sicher, und nun ging er mehrere Male in die Synagoge, mit den Juden; also... Es ist nicht klar, weil er eine Neigung zur jüdischen Religion hat.

Frage: Verringerte er nicht die Unabhängigkeit der Franziskaner in der Basilika von Assisi?

S.E.: Ja, aber das ist kein Hauptproblem.

Frage: Als ich mit Bischof Fellay telephonierte, um ein Zitat von ihm in Denver klären zu lassen, das ich zu Papier brachte, sagte er, daß "Benedikt glaube, daß der säkulare Staat der bevorzugte Existenzmodus sei in der katholischen Sicht auf soziale Organisationen." Bischof Fellay korrigiert mich und sagte: "es ist der einzige Existenzmodus" {für den Papst}.

Sind nicht das die "drei großen" Themen: Kollegialität, Ökumenismus, Religionsfreiheit? Ist der Papst nicht völlig auf diese drei Ideen festgelegt?

S.E.: Er ist völlig auf diese drei Irrtümer festgelegt. Bezüglich der Religionsfreiheit ist er fast identisch mit Johannes Paul II. Sie sind überzeugt, daß keine Regierung katholisch sein kann, daß keine Regierung anerkennen kann, daß Jesus Christus wahrer Gott ist. Das ist natürlich entgegengesetzt zur katholischen Lehre, insbesondere der Lehre von Papst Pius XI. in Quas Primas.

Frage: Ja, und der Syllabus...

S.E.: Ja, doch den Syllabus gab es in den 1860ern, und Quas Primas gab es 1925, ist also nicht so alt - so veraltet, wie sie gerne sagen würden.

Frage: Eure Exzellenz, abgesehen von möglicher Schuld bezüglich 1988, heißt es, daß Benedikt Schuldgefühle gegenüber Fatima hat. Sie und die Bischöfe gingen offenbar nach Fatima, um einen Akt der Reparation durchzuführen... was können Sie uns sagen im Hinblick auf das beständige Schweigen über Fatima, von heute bis zurück zu Pius XII.?

S.E. Darüber kann hier ich nichts sagen. Fatima ist eine Privatoffenbarung. Verzeihen Sie, aber darüber spreche ich nicht.

Frage: Nun habe ich noch ein paar weitere persönliche Fragen Sie.

Kürzlich las ich Ihre Arbeit über den Erzbischof. Sie kannten ihn sehr gut. Gab es für Sie irgendwelche Überraschungen, als Sie diese Arbeit schrieben und darüber Nachforschungen anstellten?

S.E.: Meine große Überraschung war die große Zuneigung und der große Respekt, den all diese progressiven Konzilsväter für ihn hatten - selbst wenn sie ihm nicht zustimmten - das war ersaunlich. Sie respektierten ihn so sehr wegen seiner christlichen, seiner katholischen Persönlichkeit. Alle diese bezeugten dies, als ich sie traf - sie liebten ihn, obwohl sie ihn nicht verstanden. Denn aufrichtigerweise konnten sie auf der einen Seite nicht seine Liebenswürdigkeit, seine Nächstenliebe, seine Offenheit mit seiner Stärke im Glauben auf der anderen Seite vereinbaren. Sie konnten das nicht vereinbaren.

Frage: Wenn sie seine christliche Persönlichkeit verstanden, wie kam es dann, daß sie seine christlichen Schlüsse nicht verstanden?

S.E.: Weil sie liberal waren, daher konnten sie nicht verstehen, daß ein Mann so freundlich und dennoch so fest zurselben Zeit sein konnte.

Frage: Der Erzbischof gab Ihnen Ihr Episkopat. Und Sie erreichen Ihren 18.-ten Jahrestag der Konsekration. Was sind Ihre Gedanken über das Episkopat - sagen wir es so: was erwarteten Sie nicht im Juni 1988?

S.E.: Meine große Überraschung ist, daß die Krise der Kirche so lange andauert. Wir beteten, daß der gute Gott uns ein paar Jahre nach der Konsekration einen wahrhaft katholischen Papst senden würde, einen heiligen katholischen Papst, und nun stehen wir hier, 19 Jahre später, und es ist noch dasselbe. Es ist eine große Enttäuschung. Die Krise dauert an und wir müssen fortfahren, zu kämpfen. Das ist eine große Schwierigkeit - nicht für mich, aber vor allem für die Gläubigen. Die Gläubigen müssen beherzt sein und sie müssen ermuntert werden, nicht zu ermüden, es nicht leid zu werden. Wir müssen fortfahren, zu kämpfen.

Frage: Nun müssen Sie in Ihrer Funktion als Weihbischof die Welt bereisen, um die Gläubigen zu besuchen. Was sehen Sie dabei, was uns traditionellen Gläubigen gemein ist?

S.E.: Ich denke, es ist die hohe Wertschätzung für große katholische Familien - das ist eine Gemeinsamkeit. Die Gnaden der christlichen Ehe und der Wunsch, viele Kinder zu haben: die Gläubigen verstehen, daß die Zukunft der Kirche und die Zukunft ihrer Heimatländer sich um die fruchtbaren Ehen drehen. Und dies ist die Gnade des Erzbischof Lefebvre - das, und die Heilige Messe. Das ist es, was er predigte.

Frage: Eure Exzellenz, das Generalkapitel der Bruderschaft ist diesen Sommer...

S.E.: Ah, ja.

Frage: Es gibt einige Verwirrung unter den Gläubigen bezüglich der Frage, ob jemand, der bereits Generaloberer gewesen ist, erneut gewählt werden kann. Zum Beispiel war P. Schmidberger bereits Generaloberer - könnte er es wieder werden?

S.E.: Ja, da gibt es keine Begrenzung.

Frage: Nun, P. Schmidberger war Generaloberer, nachdem Sie konsekriert wurden, also mußten Sie als Bischof einem Priester Rapport erstatten. Ich denke, das Gefühl unter den Gläubigen war, daß, nachdem Bischof Fellay gewählt wurde, ein Bischof diese Position fortführen würde, im Gegensatz zu einem einfachen Priester. Trifft dies zu? Lassen Sie mich deutlicher werden, ohne von Ihnen eine Prognose zu verlangen: ist es wahrscheinlich, daß der Zustand fortgesetzt werden wird, einen Bischof als Generaloberen zu haben?

S.E.: Nein, es ist nicht üblich. Tatsächlich wäre die normalste Sache der Welt, wenn ein einfacher Priester Generaloberer würde.

Frage: Wie meinen Sie das, Eure Exzellenz?

S.E.: Weil es in unseren Konstitutionen steht und weil die Existenz von Bischöfen in unserer Bruderschaft etwas außergewöhnliches ist - etwas nicht vorhergesehenes. Es ist nicht normal - also würde es ganz normal sein, wenn ein einfacher Priester Generaloberer würde, und ich wäre bereit, mich ihm zu unterstellen.

Frage: Also ist es eine außergewöhnliche Situation für die Bruderschaft, Bischöfe zu haben; aber Sie könnten sich daran gewöhnen, einem Priester Rapport zu erstatten, sogar als Bischof - nun, offensichtlich haben Sie es ja so gemacht mit P. Schmidberger. Lassen Sie mich bitte klarstellen: die Konstutionen verhindern nicht, daß ein früherer Generaloberer wiedergewählt wird?

S.E.: Nein.

Frage: Also könnte Bischof Fellay wiedergewählt werden.

S.E.: Ja.

Frage: Eure Exzellenz, man hört hier {in den USA} nicht viel von Ihnen, was dazu beitrug, daß ich Sie interviewen wollte - im Englischsprachigen hören wir viel von Bischof Williamson und wir hören einen guten Teil von Bischof Feally, aber Alfonso de Galarreta spricht kein Englisch.

Es gibt immer Stänkerer, vor allem auf Internet-Seiten, die sogenannte anonyme "Insider-Quellen" zitieren, die oft gar nichts wissen und die danach trachten, die Bruderschaft zu zersplittern, indem sie von sogenannten "Schismen innerhalb der Bruderschaft" sprechen, und davon, ob und daß Bischof Fellay ein "Geschäft" mit Rom machen würde.

Meine Frage ist: wenn Bischof Fellay spricht oder eine Erklärung abgibt - können wir dann sagen, daß er dies im Auftrag der Bischöfe der Bruderschaft tut?

S.E.: Nein. Ich würde sagen, er spricht als Generaloberer der Bruderschaft. Ganz einfach.

Frage: Ihre primäre Aufgabe als Bischof ist es, ...

S.E.: ... Firmungen zu spenden und Ordinationen, ganz einfach. Das ist die Aufgabe, die Erzbischof Lefebvre uns gab. Wir haben keine Führungsrolle in der Bruderschaft per se, wir unterordnen uns einfach dem Generaloberen.

Frage: Wenn es in der Kirche eine Restaurierung gäbe, wären dann die Bischöfe der Bruderschaft nicht mehr notwendig?

S.E.: Wenn es katholische Bischöfe auf katholischen Stühlen gäbe, dann wären wir nicht notwendig.

Frage: Exzellenz, "The Angelus" druckte kürzlich erneut eine Studie von P. Pierre-Marie, O.P., ab, die postulierte, daß der neue Ritus der Bischofskonsekration gültig sei - die Frage stellte sich, weil der hl. Vater der erste Papst ist, der im neuen Ritus konsekriert wurde. Es zirkulieren im Internet Behauptungen, wonach der Erzbischof die Gültigkeit der neuen Riten der episkopalen Konsekration anzweifelte...

S.E.: Nein, nein, nein. Er diskutierte dieses Thema nicht, niemals. Nein, nein.

Frage: Also stellte sich in der Bruderschaft nie die Frage bezüglich der Gültigkeit irgendeines der neuen Sakramente?

S.E.: Erzbischof Lefebvre diskutierte niemals die Gültigkeit der episkopalen Konsekrationen.

Frage: Nein - nicht über das Episkopat?

S.E.: Ich kenne seine Gedanken zu diesem Thema nicht. Den neuen Ritus bezüglich des Episkopates kannte er nicht. Er studierte oder las diese Themen nicht. Einfach deswegen, weil er mit dem alten Ritus fortfuhr.

Frage: Eine weitere Frage; wo in der Welt wächst die Bruderschaft am schnellsten?

S.E.: Essentiell ist, daß wir die katholischen Familien und katholische Schulen neu aufbauen; das sind die Hauptmittel für den Wachstum der katholischen Kirche. Tatsächlich kommen viele unserer Priester aus unseren Schulen. Wir empfehlen unseren Gläubigen dringenst, daß sie ihre Kinder auf katholische Schulen schicken.

Frage: Nun denn, das sind alle meine Fragen gewesen, Eure Exzellenz. Wenn ich dies abtippe, möchte ich sicherstellen, daß alle meine Zitate akkurat sind, daher werde ich Ihnen eine Abschrift geben, bevor Sie nach Veneta gehen...

S.E.: Nein nein, diese Fragen - Sie haben die essentiellen Dinge nicht angesprochen. Ich schätze Ihre Fragen, aber Sie berührten mit diesen nicht die essentiellen Dinge...

Frage: Welche wären das, Eure Exzellenz?

S.E.: Nun, zum Beispiel, daß dieser Papst Häresien erklärt hat in der Vergangenheit! Er hat Häresien erklärt! Ich weiß nicht, ob er es immer noch tut.

Frage: Wenn Sie sagen "hat erklärt", denken Sie, daß er es immer noch tut?

S.E.: Nein, sondern daß er diese Irrtümer niemals widerrufen hat.

Frage: Aber Eure Exzellenz, wenn er sie nicht widerrufen hat, ist es dann nicht so, daß er immer noch an ihnen festhält? Könnten Sie spezifischer sein, was Sie meinen; ich muß gestehen, daß ich kein Theologe bin und daß ich keine seiner Arbeiten gelesen habe. War dies zu Zeiten, als er Kardinal war?

S.E.: Es war zu den Zeiten, als er Priester war. Als er Theologe war, erklärte er Häresien, er veröffentlichte ein Buch voller Häresien.

Frage: Eure Exzellenz, könnten Sie bitte Details nennen, damit wir das Thema untersuchen können?

S.E.: Ja, sicherlich. Er hat ein Buch namens "Einführung in das Christentum", es war 1968. Es ist ein Buch voller Häresien. Besonders betreffs der Negierung des Dogmas der Erlösung.

Frage: In welcher Hinsicht, Eure Exzellenz?

S.E.: Er sagte, daß Christus nicht unsere Sünden tilgte - daß er nicht sühnte - Er, Jesus Christus, führte am Kreuz keine Tilgung unserer Sünden durch. Dieses Buch leugnet Christi Sühne der Sünden.

Frage: Oh, ich bin nicht sicher, ob ich verstehe...

S.E.: Er leugnet die Notwendigkeit der Tilgung unserer Schuld.

Frage: Das klingt wie Luther.

S.E.: Nein, es geht viel weiter als Luther. Luther gab das Opfer zu... die Tilgung durch Christus. Es ist schlimmer als Luther, viel schlimmer.

Frage: Eure Exzellent, ich möchte zu den Anfangsfragen zurückkehren - sagen Sie, daß er ein Häretiker ist?

S.E.: Nein, sondern daß er diese Erklärungen niemals wiederrief.

Frage: Nun denn, wie würden Sie das bezeichnen, Eure Exzellenz, "verdächtig", "fragwürdig", "Häresie begünstigend"?

S.E.: Nein, es ist klar. Ich kann ihn zitieren. Er weist zurück "eine extrem rudimentäre Darstellung der Sühnetheologie, gesehen als ein Mechanismus eines verletzten und wiederhergestellten Rechtes. Es wäre eine Art, mit der die Gerechtigkeit Gottes, unendlich beleidigt, versöhnt werden würde durch eine unendliche Sühne... einige Anbetungstexte suggerieren, daß der christliche Glaube an das Kreuz Gott als einen Gott versteht, dessen unerforschliche Gerechtigkeit ein menschliches Opfer benötige, das Opfer seines eigenes Sohnes. Und wir fliehen mit Grauen vor einer Gerechtigkeit, deren dunkle Wut die Botschaft der Liebe jeder Glaubwürdigkeit beraubt." (S. 232-233) {bitte deutschen Originalparagaph einsetzen! Mod.}

Frage: Gibt es noch weitere Häresien, Eure Exzellenz?

S.E.: Viele mehr, viele mehr. Er hat Zweifel angebracht bezüglich der Göttlichkeit Chtisti, bezüglich des Dogmas der Menschwerdung, ...

Frage: Das kann doch nicht wahr sein...

S.E.: Es ist sehr wohl wahr. Er re-interpretiert alle Dogmen der Kirche, er liest sie um. Das ist es. Das ist es, was er die "Hermeneutik" nannte in seinem Diskurs am 22. Dezember 2005...

Frage: Diese Hermeneutik ist auch bekannt als die "lebendige Tradition..." Sie interpretiert existierende Glaubenslehren in neuen Lichtern...

S.E.: Jam genau. Gemäß der neuen Philosophie, der idealistischen Philosophe Kants.

Frage: Das sind sehr starke Worte, Eure Exzellenz; daber dennoch, die Bruderschaft ist nicht sedisvakantistisch...

S.E.: Nein, nein, nein, nein. Er ist der Papst...

Frage: Aber dieses sind sehr starke Worte...

S.E.: Ecclesia supplet. Die Kirche ergänzt. Es steht sogar im CIC: "Im Zweifelsfalle, ergänzt die Kirche die exekutive Macht." Er ist der Papst. Ecclesia supplet. Aber wir müssen wissen, daß er Häresien erklärte.

Frage: Eure Exzellenz, gab es schon einmal so dunkle Zeiten in der Kirchengeschichte?

S.E.: Das ist schwer zu sagen. Ich würde so etwas nicht sagen. Es genügt zu sagen, daß er Häresien erklärte.

Frage: Eure Exzellenz, ich möchte betonen, daß das Interview, das ich führe, eine weite Verbreitung in der englischsprachigen Welt erfahren wird... Sind dies die Worte, die Sie benutzen möchten?

S.E.: Ja. Ja. Ich habe Joseph Ratzinger gelesen, und ich habe seine Bücher gelesen. Ich kann Ihnen versichern, daß es wahr ist.

Frage: Es würde mich noch die Meinung des Erzbischof Lefebvre über Kardinal Ratzinger interessieren.

S.E.: Der Erzbischof las ihn nicht. Er las ihn nie. Er kannte ihn als einen Mann der Verhandlungen. Ein intelligenter, ehrlicher Mann. Mit gefährlichen Initiativen uns gegenüber.

Frage: Diesen Diskussionsfaden, den Sie einführten, führt uns zurück zum 1988er-Protokoll. Einer seiner Punkte ist, daß die Bruderschaft das Konzil "im Lichte der Tradition" interpretieren würde. Ist das heute immer noch der Fall?

S.E.: Absolut nicht. Nicht mehr.

Frage: Was würde man also heute sagen, daß das Konzil erneut betrachtet werden muß, komplett revidiert?

S.E.: Nein, wir würden das Konzil im Lichte der "neuen Philosophie" lesen. Ja, das ist das richtige "Licht" (kichert). Das ist das einzige "Licht", in dem man es lesen kann.

Frage: Sie würden also sagen, daß die Bruderschaft das Konzil im Licht der "neuen Philosophie" liest?

S.E.: Exakt.

Frage: Und es folglich ablehnt?

S.E.: Dies ist der einzige Weg, es zu lesen. Sie können Vatikanum II nicht als ein katholisches Werk lesen. Es basiert auf der Philosophie des Immanuel Kant.

Frage: Idealismus?

S.E.: Exakt; deutscher Idealismus.

Frage: Wenn Sie also sagen, daß der richtige Weg, das Konzil zu interpretieren, im Licht der "neuen Philosophie" erfolgt, wie muß dann die Kirche mit diesem Konzil umgehen?

S.E.: Ich werde sagen, eines Tages sollte die Kirche dieses Konzil tilgen. Sie wird nicht mehr von ihm reden. Sie muß es vergessen. Die Kirche wird weise daran tun, dieses Konzil zu vergessen.

Frage: Lassen Sie mich dies festhalten: Die Kirche muß dieses Konzil tilgen, nicht mehr von ihm sprechen, es vergessen?

S.E.: Es vergessen, ja. Eine Löschung - tabula rasa.

Ah, Sie müssen mich entschuldigen, Stephen, ich muß Beichte hören vor der Messe. Bitte entschuldigen Sie mich.

Frage: Eure Exzellenz, es war eine große Freude, sowohl interessant als auch überraschend.

S.E.: Gleichfalls. Es war eine Freude.

{Nun, da ist es. Dieses sind einige der stärksten Worte, die ich je von einem Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. vernahm. Kein weiterer Kommentar außer dem, daß seine Exzellenz sehr ruhig und klar war, als er sprach, und ich es interessant fand, daß er mich davon abbrachte, das Interview zu beenden, weil er das Gefühl hatte, daß ich einige wichtigen Fragen nicht gestellt hatte. (..) S.Heiner}